Mittwoch, 10. Dezember 2008

Tierkommunikation Weihnachtsgeschichte 2008, Teil 2

Bellas Heiliger Abend

Am Abend funkelten die Lichter auf dem Weihnachtsbaum. Charlotte und Heinz hatten Weihnachtsmusik eingelegt und saßen neben Bellas Körbchen auf dem Teppich, aßen den Weihnachtsbraten und fütterten Bella immer wieder ein Stückchen davon. Sie genossen einfach das Zusammensein und die Liebe zwischen ihnen.
Als sie sich alle drei satt gegessen hatten, richtete Bella sich auf und sah sie eindringlich an. „Ich möchte euch gerne etwas sagen: Ihr habt so viel für mich getan, wart mir so gute Menschen. Ihr hattet so viel Geduld mit mir, wenn ich störrisch war und überhaupt nicht folgen wollte. Wenn ich mich beim spazieren gehen taub gestellt habe und irgendwelchen Spuren gefolgt bin. Wenn ich den Müll auf der Suche nach Essbarem durchwühlt oder eure Schuhe als Spielzeug verwendet habe. Ihr wart immer so gut zu mir und habt für mich gesorgt. Doch jetzt habe ich eine große Bitte an Euch: Wenn ich meinen Körper verlassen haben werde, dann seid bitte nicht traurig. Ich werde euch spüren lassen, dass ich da bin. Vertraut darauf, dass ich bei euch bin. Und dann fahrt irgendwo hin, wo es arme Hunde gibt und nehmt mindestens einen mit nach Hause. Gebt ihm mein Körbchen und meine Spielsachen, seid so liebevoll zu ihm, wie ihr es zu mir wart. Das wünsche ich mir von euch.“
Charlotte und Heinz knuddelten Bella mit Tränen in den Augen und versprachen es ihr schließlich. Sie hatten das Gefühl, als würden Bellas Augen in diesem Moment so glänzen wie früher.
Lange noch blieben die drei an diesem Abend auf und schwelgten in Erinnerungen an frühere Zeiten. Als Charlotte und Heinz schließlich nach oben ins Bett gingen, fiel Bella in einen tiefen Schlaf, in dem sie all die schönen Momente mit ihren beiden Menschen noch einmal erlebte.

Fridolin

Charlotte und Heinz bogen die enge Einfahrt des Hofs ein und parkten ihr Auto auf einem der vorgesehen Plätze. Noch immer unsicher, ob sie das Richtige taten, stiegen sie aus dem Auto aus und gingen auf eine Türe, die groß mit „Eingang“ beschriftet war, zu. Charlotte zögerte und Heinz legte ihr den Arm um die Schultern. „Es ist die richtige Entscheidung, du weißt doch, worum Bella uns zu Weihnachten gebeten hat.“ Charlotte wischte sich die Tränen aus den Augen. „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Bella ist jetzt erst eine Woche tot und wir holen uns einen neuen Hund. Das ist doch wie ein Ersatz. Es kann keinen Ersatz für Bella geben!“ Heinz schüttelte den Kopf. „Es ist auch kein Ersatz. Es wird niemals einen zweiten Hund wie Bella geben. Wir erfüllen nur ihren Wunsch.“ Mit einem Seufzen trat Charlotte in das kleine Büro des Tierheims ein.
Kurze Zeit später befanden sich Charlotte und Heinz bereits auf einem Rundgang durch den Hof. Die Tiere wurden hier ganz gut gehalten, doch ihre Herzen schnürten sich zusammen, als sie all die Tiere sahen, die einen Besitzer suchten und hier im Tierheim warteten, ob sich nicht ein Mensch für sie finden würde.
Schließlich kamen sie zu einem Auslauf, in dem einige jüngere Hunde miteinander spielten. Sie sahen eine Weile zu und mussten über die übermütigen Halbstarken lächeln. Auf einmal bewegte sich ein schwarz-weißer junger Rüde mit Schlappohren auf die beiden zu, setzte sich vor dem Zaun hin und sah sie durchdringend an. Charlotte flüsterte Heinz ins Ohr: „Schau mal, wie süß der ist. Glaubst du, er möchte mit uns kommen?“ Wie als Antwort auf Charlottes Frage stand der junge Rüde auf, fixierte die beiden weiterhin und begann, wie wild zu wedeln und lief dann aufgeregt am Zaun auf und ab. Charlotte und Heinz sahen sich lächelnd an. Heinz sagte traurig: „Wenn Bella jetzt bloß dabei sein könnte.“ Auf einmal spürte er ein Stupsen in der Kniekehle, genauso wie Bella ihn immer von hinten angestupst hatte. Ich bin doch da! Das habe ich euch doch versprochen. Der Kleine möchte übrigens Fridolin genannt werden.
Am Abend eroberte Fridolin sein neues Zuhause. Er erkundete Zimmer um Zimmer, spielte mit Bellas Spielzeug und kostete die Hunde-Leckerlis, die Bella am Schluss übrig gelassen hatte. Nur um Bellas Körbchen machte Fridolin einen großen Bogen und wagte es nicht, sich hinein zu legen. Charlotte und Heinz mussten ihm eine Decke in die andere Ecke des Zimmers legen, erst dann legte er sich zufrieden darauf und schlief bald darauf ein.
Charlotte und Heinz beobachteten ihn lächelnd. Der aufregende Tag hatte den Kleinen sehr müde gemacht.
Als sie nebeneinander auf der Couch saßen und Fridolin beim Schlafen beobachteten, hörten sie plötzlich ein vertrautes Geräusch. Bellas charakteristisches, lautes Schnarchen drang eindeutig aus ihrem Körbchen. Charlotte und Heinz sahen sich lächelnd an und spürten tief in ihrem Herzen, welche großen Wahrheiten ihnen Bella zu Weihnachten erzählt hatte.


In der Nacht hatte Heinz einen Traum. Er sah Bella über eine Blumenwiese laufen, leicht wie eine Feder, schnell wie der Wind. Mehr fliegen als laufen. Fridolin lief hinter ihr her, hatte aber keine Chance, sie einzuholen. Bella grinste über das ganze Gesicht und rief Heinz zu: „Es ist wunderbar. Ich fühle mich so frei und leicht! Bitte seid nicht traurig. Wir sind für immer zusammen. Nur anders.“
Als Heinz Charlotte in der Früh seinen Traum erzählte, sagte sie mit Tränen in den Augen: „Sie war schon immer ein Engel. Jetzt ist sie zu Hause.“


© 2007-2008, Barbara Fegerl, www.seelenfluestern.net
Vervielfältigung und Verbreitung der unveränderten Texte für nicht-kommerzielle Zwecke unter Angabe der Quelle erlaubt und erwünscht.


Frohe Weihnachten!

Hinweis: Die Geschichte gibt es auch auf meiner Website als pdf-Datei zum Downloaden!

Tierkommunikation Weihnachtsgeschichte 2008, Teil 1

Mir war danach, dieses Jahr die Geschichte von letztem Jahr fortzusetzen.
Voilà :-)


Weihnachtsvorbereitungen

Heinz kramte genervt in einer Schachtel voller Christbaumschmuck. „Ich kann die goldene Kugel mit dem Jesukind nicht finden!“ rief er in Richtung Küche, in der seine Frau Charlotte das Essen für den Weihnachtsabend vorbereitete. „Schau mal in der roten Schuhschachtel!“ klang es aus der Küche. Heinz machte seufzend die genannte Schachtel auf und wirklich, dort fand er seinen Lieblings-Weihnachtsschmuck: eine goldene Kugel, auf der ein süßes, lächelndes Jesukind abgebildet war. Vorsichtig nahm er die Kugel aus der Schachtel und hängte sie an den Baum.
Dabei fiel sein Blick auf Bella, die leise winselnd in ihrem Körbchen neben dem Weihnachtsbaum lag. Er ging zu ihr und streichelte sanft ihren Kopf. „Mäuschen, ist alles in Ordnung mit dir? Soll ich mit dir zum Tierarzt fahren?“ Bella sah ihn kurz an, doch Heinz hatte das Gefühl, sie sehe durch ihn durch, als würde sie ihn gar nicht richtig wahrnehmen. Sein Herz krampfte sich wie so oft in den letzten Tagen zusammen und er schüttelte besorgt den Kopf. Charlotte, die in dem Moment aus der Küche gekommen war, setzte sich neben Heinz auf den Boden neben den Hundekorb. „Glaubst du, sie hat Schmerzen?“ fragte sie Heinz. Er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Der Tierarzt konnte auch nicht viel mehr sagen, als dass ich sie beobachten und falls sie Schmerzanzeichen zeigt, wieder zu ihm kommen soll. Wie kann ich bloß erkennen, ob sie Schmerzen hat? Sie winselt immer wieder, aber ich weiß nicht, ob sie vor Schmerzen winselt, oder ob sie im Schlaf träumt. Sie scheint so weit entfernt, als ob sie gar nicht richtig anwesend ist. Ich weiß nicht, ob es nicht besser ist, wenn wir heute noch mit ihr zum Tierarzt fahren und sie einschläfern lassen. Zu Weihnachten kann man doch sicher weit und breit keinen Tierarzt erreichen.“
Bei diesen Worten rappelte Bella sich auf und ging auf wackeligen Beinen zu ihrem Fressnapf, der in den letzten Tagen, seit dem sie so abgenommen hatte, immer mit den besten Leckerbissen gefüllt war. Sie nahm ein paar kräftige Bissen, schlabberte eine ordentliche Menge Wasser und ging dann schwanzwedelnd zu ihrer Leine. Charlotte lachte: „Ich glaube, da hast du deine Antwort. Sie will mit dir Gassi gehen.“ Heinz stand lachend auf, legte Bella das Halsband um, nahm die Leine in die Hand und ging mit ihr auf die große Wiese hinter dem Haus. Bella trottete fröhlich vor Heinz her und schnüffelt einmal hier und einmal dort. Heinz konnte kaum glauben, dass es Bella so gut zu gehen schien, da sie die letzten Tage kaum von ihrem Körbchen aufstehen und nur mit großer Mühe ihr Geschäft im Freien erledigen konnte. Bella forderte Heinz schließlich sogar auf, mit ihr Stöckchen zu spielen und ganz vorsichtig spielte Heinz schließlich mit ihr im Schnee.
Als Bella außer Atem aber sichtlich fröhlich wieder in ihrem Körbchen neben dem Weihnachtsbaum lag, fiel Heinz der gemeinsame nächtliche Spaziergang am letzten Weihnachtsabend ein, als Heinz plötzlich Bellas Sprache sprechen konnte. Damals hatte Bella ihm gesagt, dass manche Menschen die Sprache der Tiere zu Weihnachten verstehen können. Stirnrunzelnd überlegte Heinz, ob es dieses Jahr wieder so sein würde. „Natürlich ist es wieder so,“ vernahm er eine Stimme hinter sich. Erschrocken fuhr er herum und konnte hinter sich nur Bella in ihrem Körbchen erkennen. „Du kannst mich nicht nur zu Weihnachten verstehen, doch du glaubst, dass du es nur zu Weihnachten kannst und deshalb kannst du es nur zu Weihnachten.“ Bella klang leicht belustigt. Heinz setzte sich neben ihr Körbchen und sah sie erstaunt an. „Wie meinst du das?“ Bella stupste ihn sanft mit der Nase an. „Ihr Menschen seid oft so kompliziert. Denkt, dass es auf der Welt diese und jene Regeln gibt. Dass alles nach strengen Gesetzen abläuft, Gesetze für die Natur, für den Straßenverkehr, für Hunde, für Kinder... sogar Gesetze für die Liebe.“ Heinz antwortete: „Ja aber wie soll es denn sonst funktionieren? Wie sollen wir sonst zusammenleben, wenn es keine Gesetze gäbe? Das ist doch notwendig. Der Straßenverkehr würde zusammenbrechen, wenn wir keine Gesetze hätten.“ Bella seufzte. „Ihr übertreibt es aber ein wenig. Kannst du dich noch erinnern, als du eine Strafe zahlen musstest, weil ich im Park frei herum gelaufen bin. Du hast mit dem Polizisten diskutiert, dass keine Menschenseele im Park unterwegs war, doch er meinte nur, es ist ein Gesetz und deswegen musst du Strafe zahlen. Und kannst du dich noch erinnern, als du Charlotte kennen gelernt hast? Sie war verheiratet und außerdem 5 Jahre älter als du. Du hättest beinahe nicht den Mut gehabt, ihr trotzdem deine Liebe zu ihr zu gestehen. Nur weil deine Liebe gegen irgendwelche ungeschriebenen Gesetze verstoßen hat.“ Heinz musste lächeln. „Du bist sehr schlau – nein, eher weise! Du hast schon recht, manchmal übertreiben wir es ein wenig mit unseren Regeln und Gesetzen.“ „Ja, das tut ihr. Ihr schränkt euch dadurch enorm ein. Du kannst an jedem Tag mit Tieren sprechen, nicht nur zu Weihnachten. Was du kannst, hängt immer davon ab, was du dir zutraust.“ Fasziniert hörte Heinz seiner weisen Freundin noch längere Zeit zu. Er war verblüfft, wie treffsicher, schonungslos und gleichzeitig liebevoll Bella die Kompliziertheit der Menschen analysierte und Heinz darauf stieß, wie sehr sich viele Menschen selbst im Weg standen.
Irgendwann kam Charlotte aus der Küche und setzte sich zu den beiden neben den Korb. „Ist alles in Ordnung? Es ist so still bei euch.“ Heinz antwortete ihr lächelnd: „Wir philosophieren miteinander.“ Charlotte lachte: „Das kann ich mir vorstellen, meine beiden Philosophen.“ Lächelnd gab sie ein Heinz einen Kuss und kraulte Bella den Nacken. „Ich meine es ernst. Ich kann verstehen, was Bella sagt. Ich kann ihre Sprache verstehen, wie damals vor einem Jahr, am Weihnachtsabend. Ich habe dir doch davon erzählt, kannst du dich erinnern?“ Charlotte sah die beiden nachdenklich an. „Bist du dir sicher, dass du nicht mit dir selbst redest?“ Heinz schüttelte vehement den Kopf. „Das sind nicht meine Gedanken. Sie sind so anders... sie klingen anders und fühlen sich auch anders an!“ Charlotte legte ihre Hand auf seine Schulter. „Ist ja gut. Ich glaube dir. Aber mich würde etwas interessieren: Könntest du Bella bitte fragen, wohin ich gestern Vormittag mit ihr gefahren bin?“ Heinz nickte. Bella sagte wie aus der Pistole geschossen: „Wir waren am See und haben die Enten beobachtet!“ Heinz sagte: „Bella sagt, ihr wart am See und habt die Enten beobachtet.“ Charlotte sah ihn mit offenem Mund an. „Woher weißt du das?“ Bella und Heinz kicherten im Chor und sahen sich vergnügt an.
Den Rest des Nachmittags probierte Charlotte, ebenfalls Bellas Sprache zu verstehen. Bella bemühte sich, ganz deutliche, klare Botschaften zu senden und Charlotte hatte schließlich das Gefühl, wirklich mit ihr kommunizieren zu können. „Das ist ja phantastisch. Wenn ich das bloß früher gewusst hätte...“ Unwillkürlich stiegen ihr bei diesem Satz Tränen in die Augen. Bella schleckte ihr sanft über die Hand. „Sei bitte nicht traurig. Ich werde zwar bald meinen Körper verlassen, doch das heißt nicht, dass ich dann nicht mehr da bin. Ich bin bei euch, nur in einer anderen Form. Nur meine Hülle stirbt, ich bin unsterblich.“
Charlotte putzte sich geräuschvoll die Nase. „Natürlich bist du dann weg! Ich kann dich nicht mehr angreifen, nicht mehr dein weiches Fell berühren. Du wirst mir nie mehr über die Hand schlecken oder mir die Pfote geben, wenn du ein Leckerli möchtest. Nie mehr werde ich deinen Geruch im Haus riechen oder dein Hecheln hören, oder dein Tapsen auf dem Boden. Das stimmt doch nicht, dass du dann noch da bist! Wie soll ich dich denn dann wahrnehmen?“
Bella legte ihren Kopf in Charlottes Schoß. „Ich kann dir nur sagen, wie es ist. Ich war schon oft in einem Körper und dann wieder ohne Körper. Es ist ein Kommen und Gehen. Wie die Sonne, die in der Früh kommt und am Abend wieder geht. Sie kommt und geht, immer und immer wieder, so lange du denken kannst. Und wenn es Nacht ist, dann weißt du doch, dass die Sonne da draußen irgendwo ist, auch wenn du sie im Moment nicht sehen kannst. Sie ist doch deswegen nicht weg, nur weil sie für dich unsichtbar ist. Weil du dich an ihren Strahlen nicht wärmen kannst!“ Charlotte schüttelte den Kopf. „Aber so einfach ist es nicht! Du kannst doch den Tod nicht mit einem Sonnenuntergang vergleichen!“ Bella schleckte ihr noch einmal über die Hand. „Doch, genauso ist es. Nicht mehr und nicht weniger. Ich werde meinen Körper verlassen, ihn hinter mir lassen wie eine alte Hülle, die mit zur Last geworden ist, die ich nicht mehr brauche. Ich lege die Hülle ab und alle Schmerzen, alle Beengtheit, alle Schwerkraft ist dann zu Ende. Und ich kann noch eine Zeit lang bei euch bleiben, ganz bewusst, weil ich es möchte. Bis es irgendwann o.k. ist, wenn ich gehe.“ Charlotte schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob es jemals für mich o.k. sein kann, dass du gehst.“