Sonntag, 22. Juli 2007

Gespräch mit einem Schwein

Auf einem Seminar mit Amelia Kinkade sollten wir mit einem geretteten Schwein aus einer "Fleischfabrik" sprechen. Leopold hat mich gelehrt, hinzusehen und dem Entsetzen über menschliche Grausamkeit nicht auszuweichen.

Kannst du bitte noch einmal wiederholen, was du mir auf dem Seminar über Fleischfabriken gesagt hast?

Ihr verschließt euer Herz, sonst könntet ihr es nicht ertragen, dass nicht weit von euren gemütlichen Wohnungen und Häusern täglich und in jedem Moment Tiere grausam gequält, misshandelt und getötet werden.
Ihr seht weg, weil ihr den Gedanken an uns und unser Leid nicht ertragen könnt.
Ihr versucht zu verdrängen, dass auf eurem Teller die Überreste eines traumatisierten Tieres liegen. Ihr esst unsere Angst, unsere Verzweiflung, unsere Ausweglosigkeit, unseren Schmerz, unsere Traurigkeit.

Ich bitte euch, seht hin. Seht hin, was ihr tut. Und tragt die Verzweiflung. Wir tragen sie doch auch. Ihr seid unsere Brüder und Schwestern. Wir sind alle Eins - verbunden miteinander. Wenn einer von uns leiden, leiden alle! Ihr wisst es ganz genau. Schaut euch die Bilder an! Seht bitte nicht weg. Wir geben unser Leben für euch. Das ist so ein großer Akt der Liebe. Seht wenigstens nicht weg!

Wie ist das Leben in einer Fleischfabrik?

So eng. So ein Gestank. Ich werde von anderen attackiert. Ich habe Angst. Bin ganz alleine in einer Masse meiner Artgenossen. Kein Raum. Keine Sonne. Kein Gras. Ich habe Schmerzen. Alles tut weh. Alle sind so verzweifelt. Wir wissen, was mit uns geschehen wird. Wir sind Nutztiere. Die Menschen benutzen uns. Wir fühlen uns benutzt.
Ich sehne mich nach meiner Mutter. Die Geborgenheit. Ihre Wärme. Ihre Liebe. Meine Mutter ist tot. Meine Geschwister wahrscheinlich auch. Ich will auch zu ihnen. Ich will endlich von hier weg.